Contact Us

Use the form on the right to contact us.

You can edit the text in this area, and change where the contact form on the right submits to, by entering edit mode using the modes on the bottom right. 

24 Rankestraße
Berlin, Berlin, 10789
Germany

+49 (0)302115461

Jörg Maaß Kunsthandel | FINE ART | PHOTOGRAPHY | FAIRS & EXHIBITS

Banner.jpg

Mappenwerke DE

Logo 2.jpg

Drei Künstler ǀ
Drei Mappenwerke

Bernhard Kretzschmar - Max Schwimmer - Heinrich Hoerle

ONLINE 12.05. – 17.07.2021


Preise auf Anfrage
kontakt@kunsthandel-maass.de

Drei Künstler | Drei Mappenwerke
Bernhard Kretzschmar - Max Schwimmer - Heinrich Hoerle

Anfang des 20. Jahrhunderts erlebte nicht nur die Graphik einen neuen Höhepunkt, sondern ganze Mappenwerke mit Originalgraphik erfreuten sich zunehmender Beliebtheit und einer steigenden Nachfrage.

Graphik als Kunstform begann ihren Makel der reinen Reproduktion abzustreifen, und ein neues Bewusstsein für ihre Originalität ließ sie zu einem selbständigen, der Malerei ebenbürtigen Medium werden. Denn die Druckgraphik hatte Vorteile: Sie blieb für Sammler gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten erschwinglich und bot aufstrebenden Künstlern im Gegenzug die Möglichkeit schnell einen höheren Bekanntheitsgrad durch größere Verbreitung ihrer Arbeiten zu erlangen. Die Herstellung war überdies kostengünstig – man konnte sich also ausprobieren.
Mappenwerke ermöglichten es zudem eigene Gedanken und Erfahrungen in Text und Bild gleichermaßen zu veröffentlichen oder gar in gemeinschaftlichen Graphikprojekten mit Kollegen avantgardistische Denkansätze oder ganze Manifeste an die Öffentlichkeit zu bringen.
Ab den 1920er Jahren herrschte förmlich eine Flut der unterschiedlichsten Graphikprojekte in Deutschland.

Die folgenden Online-Präsentation des Kunsthandel Jörg Maaß stellt drei ausgewählte, monographische und heute nur noch selten als komplette Folgen zu findende Mappenwerke dieser Zeit vor.

Alle drei graphischen Folgen vermitteln das Gefühl und die herrschende Stimmung nach dem ersten Weltkrieg. Alle drei spiegeln die Auseinandersetzung junger Künstler mit den Wirren ihrer Zeit wieder und gewähren Einblicke in die Persönlichkeitsfindung einer ganzen Kriegsgeneration. Und doch sind alle drei ganz unterschiedlich.


Titel Kretzschmar.jpg

Bernhard Kretzschmar - ERLEBNISSE (1921)

Bernhard Kretzschmars kraftvolle Erzählbilder zeugen von seiner unermüdlichen Beobachtung, aus der heraus er das kleinbürgerlich-proletarische Milieu schildert. Ohne den Zynismus vieler seiner neusachlichen Kollegen nähert sich Kretzschmar den Menschen mit viel Verständnis und Anteilnahme an deren Situation.
„In seiner 15 Blätter umfassenden Mappe Erlebnisse, bringt Kretzschmar Radierungen unterschiedlichen Formats und Inhalts zu einer zwischen Straße, Interieur und Jahrmarkt pendelnden Großstadtprosa zusammen.“ (zit. n. Benjamin Rux, Kleinbürgertum und Großstadtprosa, in: Deutung des Daseins. Bernhard Kretzschmar. Malerei. Graphik. Hg. von Sigrid Walther und Gisbert Porstmann, Städtische Galerie Dresden 2017, S. 36.)

Die komplette Folge Erlebnisse mit lithographiertem Titelblatt (Schmidt L 20) und 15 Radierungen (Kaltnadel, Strich- und Pinselätzungen, Schmidt R 83, 87 - 100), in der originalen Halbleinenmappe mit Einband aus weinrotem Kleisterpapier. Anders als wohl ursprünglich geplant und bei Schmidt beschrieben, wurde in diese Mappe nicht Schmidt R 101, Wettinstraße, sondern die Kaltnadelradierung Der Schützenkönig, Schmidt R 83, integriert. Die losen Blätter jeweils mit Bleistift signiert, datiert und betitelt sowie größtenteils numeriert 1/10. Vorzügliche, gratige Drucke mit feinem Plattenton, auf festem Velin, die Lithographie des Titelblatts auf dünnem rauem Velin. 1921 wohl von der Galerie Arnold, Dresden, in einer Gesamtauflage von 30 Exemplaren verlegt.


Schwimmer Titelbild.jpg

Max Schwimmer - ABENTEURER (1921)

Max Schwimmers Formensprache bleibt noch ganz dem Expressionismus verhaftet. Seine frühen Kaltnadelarbeiten der Mappe „Abenteurer“ können den starken Einfluss von Oskar Kokoschkas vorangegangenem Mappenwerk „Mörder, Hoffnung der Frauen“ nicht verbergen. Die schnell hingeworfenen kurzen Strichbündel entsprechen der Nervosität der Zeit und helfen das Chaos und die Tragik der frühen 20er Jahre zu thematisieren.
Im Einleitungstext zu den Radierungen, der in unserem Exemplar fehlt, versuchte Johannes P. Becher die Arbeiten Schwimmers so zu interpretieren: „…Ich meißle an meinem Werk … Schneide auf. Füge und zerteile … Geschwür an Geschwür. Und unverwelkbar: eine purpurne Blume in meinem Haupt! O: wie ich lechze! Dann: stehe ich auf. Dann: stoße ich mich ab von der Erde … Dann: breche ich auch die Gitter der Käfige aus…“ (zit. n. Magdalena George: Das graphische Werk, in: Max Schwimmer. Das graphische Werk, hg. von Museum der bildenden Künste u.a., Leipzig 1975)

Die originale Halbleinenmappe, der Einband aus festem Karton mit Deckelillustration, darauf bezeichnet Abenteurer fünf Kaltnadelradierungen von Max Schwimmer. Die Innenseite mit Impressum, darin handschriftlich numeriert 30. Mit der kompletten Folge von fünf losen Kaltnadelarbeiten (George 3 – 7), ohne die Vorrede von Johannes R. Becher. Alle Blätter jeweils mit Bleistift signiert und numeriert 30/30. Vorzügliche Drucke mit schönem Plattenton, auf chamoisfarbenem Kupferdruckpapier. In einer einmaligen Auflage von 30 numerierten Exemplaren im Verlag Friedrich Dehne Leipzig 1921 erschienen.

Mappe 350 x 270 mm


MAASS301020_046.jpg

Heinrich Hoerle - KRÜPPEL (1920)

Heinrich Hoerle schlägt in seiner Krüppelmappe drastischere Töne an. Schonungslos direkt, platziert in surreale Szenerien zwischen Realität, Traum und Halluzination, werfen die Blätter einen kritischen Blick auf das soziale Elend der Kriegsversehrten und führen zutiefst menschliche und seelische Aspekte der körperlichen Verstümmelung vor Augen. Zusammen mit dem Maler Franz Wilhelm Seiwert und dem Fotografen August Sander gründete Hoerle Anfang der 20er Jahre die Gruppe progressiver Künstler in Köln, die Menschen und Sozialstrukturen ihrer Zeit im Bild dokumentieren wollten.

Die komplette „Krüppelmappe“ (Backes 17) in Original-Halbleinenmappe mit dunkelbraunem Mappeneinband und aufgeklebter Titelvignette „Krüppel“ als Linolschnitt auf Japanpapier (237 x 180 mm, Backes 16). Die Mappe mit beiliegendem Titelblatt inklusive Impressum und Inhaltsverzeichnis, darauf numeriert 8. Die 12 losen Lithographien jeweils mit Bleistift signiert Hoerle. Erschienen 1920 im Selbstverlag H H, Köln-Lindenthal, Bachemer Str. 243. Auf gelblichem Papier. Selten.

Mappe 645 x 493 mm

Blattgrößen jeweils 592 × 460 mm